Backhaus der Backgemeinschaft Hartmannshain
Im Duft von Kaminrauch und frisch gebackenem Sauerteigbrot werden wir begrüßt, wenn wir das kleine Backhaus in Hartmannshain im Hohen Vogelsberg betreten. Einige Tage zuvor erhielten die Bewohner von Hartmannshain und Herchenhain den selbst gedruckten Flyer der Backgemeinschaft Hartmannshain in ihren Briefkästen, der ihnen die Möglichkeit bot, Brot zu bestellen.
Beide Dörfer beherbergen noch ihre eigenen Backhäuser, die nicht nur für das Brotbacken genutzt werden, sondern auch Schauplatz von Volksfesten rund um das Backhaus sind. Die Feuerstelle wird dabei für das Braten von Hähnchen und Haxen verwendet, und auch Pizza und Flammkuchen erfreuen sich großer Beliebtheit.
Der Beruf des Bäcker war auf dem Land unbekannt
Während Backhäuser im frühen Mittelalter hauptsächlich in Klöstern, Gutshäusern und größeren Städten zu finden waren, verbreiteten sie sich ab dem 14. Jahrhundert auch in den ärmeren, ländlichen Regionen. Somit wurde das Brotbacken auch auf den Bauernhöfen zur Selbstverständlichkeit. Später entstanden die ersten gemeinschaftlichen Backhäuser in den Dörfern.
Der Bäckerberuf war in ländlichen Gebieten lange Zeit unbekannt, und das Brotbacken war bis etwa 1945 Teil der Selbstversorgung in den Dörfern. Zuhause wurde der Teig aus Mehl, Salz und Wasser geknetet, zu Broten geformt und dann in Gemeindebacköfen gebacken.
Endlich war es allen Menschen möglich, neben Getreidebroten auch das nahrhafte Sauerteigbrot herzustellen. Bereits im alten Ägypten kannte man Sauerteig und Hefe etwa 6000 Jahre vor Christi. Die Reste von Backöfen wurden sogar aus der Zeit um 3500 vor Christi gefunden.
Die Tradition, wer in der Gemeinschaft backen durfte, wurde nach dem Besuch des Gottesdienstes für die nächste Woche ausgelost. Dies war notwendig, da die Familie, die das Montagslos gezogen hatte, den am Sonntag erkalteten Ofen wieder anheizen musste, wofür mindestens ein Bündel Heckenholz benötigt wurde.
Traditionen im Backhaus bewahren
Die Vorbereitungen und das eigentliche Backen haben sich bis auf einige elektrische Hilfsgeräte kaum verändert. Auch die Zutaten Wasser, Mehl, Sauerteig und Salz bilden bis heute das Grundrezept. Am Vorabend wird der Vorteig vorbereitet, und über Nacht vermehren sich die Milchsäurebakterien so stark, dass sie den gesamten Brotteig durchsäuern.
Die übrig gebliebene Glut wird mit einem Glutschaber aus dem riesigen Ofen entfernt. Dann werden die vorbereiteten Brotteige einzeln auf einen leicht bemehlten Brotschieber gelegt und damit in den Ofen geschossen. Nach etwa einer Stunde sind die köstlichen Brote fertig gebacken.
Im warmen Backraum ruhen die fertigen 2- und 3-Pfünder auf den Regalen und kühlen ab. Danach werden die Brotlaibe mit einer Bürste von überschüssigem Mehl befreit, das beim Einschießen mit dem Brotschieber das Gleiten unterstützt hat.
Über 100 Brote aus dem Backahaus - lecker!
In einem großen Korb warten die Köstlichkeiten darauf, von Kunden abgeholt zu werden, die ihre bestellten Brote nach und nach in Empfang nehmen. An diesem Samstag wurden über 100 Brote gebacken, und trotz moderner Hilfsmittel bleibt das Backen nach wie vor eine anspruchsvolle Tätigkeit.
Das Video dazu von unserem YouTube-Kanal
Storytelling in der Fotografie
Durch das Erzählen von Geschichten ermöglichen Fotos faszinierende Einblicke in sowohl kleine als auch große Abenteuer. Dabei werden geschickt Menschen, Ereignisse, Orte und Themen miteinander verknüpft.
Der Fotograf veranschaulicht praxisnah anhand zahlreicher Beispiele, wie durch Bilder eindrucksvolle Geschichten erzählt werden können.
Unsere Bilderserie (Storytelling) würde auch alleine mit der Überschrift „Brotbacken im Backhaus – eine Vogelsberger Tradition“ funktionieren.
Unser Video zeigt dies auch deutlich, da es ohne Kommentar auskommt. Allerdings ist es bei bewegten Bildern möglich noch mehr Inhalte zu zeigen.
2 Gedanken zu „Brotbacken im Backhaus – eine Vogelsberger Tradition“
Das finde ich ganz toll!Brot noch selbet backen im Backhaus.Wo kann man das bestellen?
Etwas spät unsere Antwort, sorry – Leider sind die Backhäuser in Hand von Vereinen, und diese backen nur noch gelegentlich bei Veranstaltungen.