Es kommt darauf an, welchen Anspruch man an sich selbst stellt. Möchte man seinen Ausflug, Urlaub oder Freizeitgestaltung dokumentieren, reichen sicherlich Schnappschüsse mit dem Smartphone oder der Kompaktkamera. Ich nenne das Knipsen, was auch ich in solchen Situationen sehr gerne mache.
Bereite ich aber Fotowalks oder Fotoshootings vor, dann habe ich Ansprüche an das was oder wie ich fotografiere.
Ambitionierte Fotografen, denken meistens in Bildern und ärgern sich, wenn keine Kamera zur Hand ist, sollte diese gebraucht werden. Da reicht auch schon mal das Handy, wenn man damit fotografiert und nicht knipst.
Was ist denn nun fotografieren?
Wenn ich mit meinem Hund Gassi gehe, greife ich meistens nach meiner Lumix GX9 mit dem immer drauf Objektiv (14-140mm), wenn der Blick aus dem Fenster schon Bilder in meinem Kopf entstehen lässt.
Die Sonne ist kurz vor dem Aufgehen. Ein leicht bewölkter Himmel. Da rattert der Kopf vor dem Gassi gehen die Foto-Szenen schon nacheinander ab. Hier wird dann der Hundespaziergang zum Fotowalk. Und das ist der Anfang vom fotografieren statt knipsen.
Grundkenntnisse der Fotografie sind hilfreich
Dabei kommt mir zu Gute, dass eine gewisse Routine für das fotografieren vorhanden ist. Das Spiel zwischen Blende, Verschlusszeit und ISO, ist mir geläufig. Ich kenne den Aussichtspunkt an dem ich das Foto schießen möchte, und weiß auch ungefähr wo die Sonne aufgeht.
Am Aussichtspunkt angekommen, beurteile ich die Lage, erfasse die für mich passende Bild-Komposition, stelle mit der Zeitautomatik A, meine Blendenvorwahl 8 ein. Die weit geschlossene Blende erstellt im Foto einen Sonnenstern statt einen runden hellen Ball, und macht das Bild in der Regel von vorne bis hinten scharf. Dann zoome ich in den für mich und den Fokus besten Bildausschnitt und drücke den Auslöser.
In der Tat habe ich nun fotografiert und nicht geknipst. Da das entstandene Foto einen überlegten Verlauf hat, und die physikalischen Gesetze der Fotografie eingeflossen sind, wenn auch durch Routine.
Und was hat das nun mit Kunst zu tun?
Der künstlerische 1. Teil des Fotografierens ist meine persönliche Suche nach der interessantesten Bildkomposition in dem ich meine Inspiration einfließen lasse.
Das menschliche Auge sieht mehr als den Ausschnitt des Fotos
Das was meine Augen von der wunderschönen Aussicht erfasst, kann das Foto nur in einem sehr kleinen Ausschnitt wiedergeben. Da muss gut überlegt werden: Was möchte ich mit dem Foto mitteilen, welchen Teil bringe ich dazu auf das Bild, wie setze ich das Licht ein (fotografieren ist Malen mit Licht). Erst wenn alle Fragen eine Antwort haben, und die Einstellungen sitzen, wird abgedrückt.
Die Dunkelkammer der digitalen Fotografie
Wenn, wie in meinem Fall, eine Kamera eingesetzt wird die das fotografieren im RAW-Format zulässt, wird dieses vom Fotografen meistens verwendet.
Es gibt das JPG-Format, da kommt ein fertig verwendbares Foto aus der Kamera. Das RAW-Format ist quasi das Negativ der digitalen Fotografie, und muss im Nachhinein noch entwickelt werden. Es hat aber den Vorteil, weit mehr Bildinformationen zum nachbearbeiten zu enthalten, als ein JPG.
Zuhause angekommen vom Gassi, der nun zum Fotowalk wurde, geht es an den PC. Hier beginnt der 2. Teil des Fotografierens.
Adobe Lightroom, die digitale Dunkelkammer, wird geöffnet. Hier wird nun mit sehr viel Liebe, das licht- und farblose Foto, zu einem lebendigen farbenfrohen Bild entwickelt. Jeder Fotograf lässt hierbei noch seine eigenen Vorlieben von Farbenspiel, Kontrasten und Lichter einfließen.
Ein sehr persönlicher Stil des Fotografen kann aus fotografieren und nachbearbeiten entstehen. Und Stil ist Kunst.
Fazit
Die Kunst des Fotografieren, besteht also aus dem oben beschriebenen Weg, wobei das Foto zu einem kunstvollen Endprodukt wird.
Aus Knipsen wurde ein fotografischer „Dialog“ mit der Kamera. Aus Liebe zur Fotografie wurde ein Kunstbild entwickelt.
Vielleicht schafft dieses Bild sogar den Weg an eine Wand. Dann hat es den künstlerischen Aspekt der Fotografie voll erfüllt.
Autor: Uwe Maginot